Wann haben Sie zuletzt getrödelt, geträumt, wann sind Sie geschlendert, haben den Wind auf der Haut gespürt, einen guten Moment genossen oder haben einfach mal nichts getan?
Wenn Freizeit zur Belastung wird
Die Sonne scheint, es ist warm und das Leben findet draußen statt: Sport, Familienfeiern, Events, Grillabende, Biergärten, Freibäder, Ausflüge, Freunde treffen, Urlaube….
Gerade jetzt erleben viele Menschen verstärkten Stress. Freizeitstress, Urlaubsstress oder die ständige Angst, etwas zu verpassen – Sommer bedeutet für viele: Ambivalenz und Belastung verbunden mit dem Druck, einen „tollen“ Sommer erleben zu müssen.
In der warmen Jahreszeit sollte doch auch Leichtigkeit und Erholung möglich sein.
Was treibt uns an?
1) FoMo – Fear of Missing Out
Das ständige Gefühl, etwas zu verpassen, spielt gerade in den Sommermonaten eine große Rolle. Über Social Media gaukeln wir einander vermeintlich perfekte Urlaube, Grillabende, Festivals oder Ausflüge vor. Schnell entsteht das Gefühl: „Alle erleben etwas – nur ich nicht. Mein Leben ist langweilig. Ich müsste auch….“
2) Mental load – was wir alles „müssen“
Die Angst, nicht gut genug zu sein, nicht genug zu tun, nicht mithalten zu können erzeugt bei vielen Menschen erheblichen inneren Druck. Noch mehr Druck entsteht durch Sorgen, nicht alles erledigt bekommen oder etwas zu vergessen: „Schnell noch xy erledigen, schnell noch den Bericht schreiben, schnell noch… schnell, schnell… “. Unsere inneren to-do-Listen werden endlos.
3) Leistungsdruck und Selbstoptimierung
Sommer wird oft gleichgesetzt mit „alles optimal, gute Laune, fit und aktiv sein…“. Oft wollen wir z. B. an Wochenenden oder im Urlaub besonders produktiv oder kreativ sein, endlich Sport machen, gesünder zu essen oder persönliche Projekte umzusetzen. Aus Erholung wird Leistungsdruck.
4) Social (Media) Vergleich
Überall anders sehen wir das Bild vom perfekten Sommerleben. Der Vergleich mit anderen kann das eigene Erleben abwerten und uns unzulänglich fühlen lassen. In den wenigsten Fällen stellen diese Bilder die Realität dar…
5) Ziellos ohne Alltagsstruktur
Sommer bedeutet mitunter veränderter Tagesrhythmus, Urlaubs- und Familienzeit oder Zeit alleine. Gewohnte Strukturen fallen weg – das kann befreiend UND irritierend sein. Routinen geben uns Halt. Ohne Routinen können wir uns haltlos und gestresst fühlen.
6) Überfüllte Kalender
Paradoxerweise füllen wir unsere Freizeit oft mit so vielen Aktivitäten, dass kaum noch Raum für echte Erholung bleibt. Wir unterschätzen Aufwände, Zeiten und die Planung… Der Sommer wird zur to-do-Liste.
Besser durch die Sommerzeit mit…
… realistischen Erwartungen an mich: Erlaube ich mir auch mal Leerlauf und Langeweile? Nicht jeder Moment muss „besonders“ sein.
… Realitätscheck! „Muss ich?“ Wirklich?? Das Hamsterrad anhalten und in Ruhe überlegen schafft erst wieder einen klaren Blick auf unsere eingeschliffenen Routinen.
… meiner eigenen Zeit und in meinem Tempo: Was will ich, was nicht? Wie lange? Wie viel von etwas? Was nicht mehr? Wo von weniger?
… Achtsamkeit für mich: Wie ist aktuell mein Befinden? Was tut mir jetzt gut? Erholung – auch im Kleinen – sieht für jeden anders aus. Es lohnt sich, dass wir uns selbst gut zuhören.
… digitalem Detox: Wie gut tut bewusste Zeit ohne Social Media! Vergleiche führen selten zu Zufriedenheit.
… meine Zeit bewusst begrenzen: Will ich jede Minuten verplanen? Oder weniger tun und mehr sein?
… meinen Freizeit-Routinen: Ich behalte so viel sanfte Tagesstruktur wie nötig, um mich sicher und entspannt zu fühlen.
… meinen Wohlfühlquellen: Manches haben wir einfach vergessen. Wir müssen die Welt nicht neu erfinden, sondern können uns erinnern! Einen liebgewonnenen Menschen wieder anrufen, Spazierwege und Lieblings-Plätze wieder entdecken, Stipvisiten machen, was ich immer schon tun wollte…
Und wenn der Stress dauerhaft zu viel wird: Hilfe annehmen
Manchmal erleichtert uns bereits ein Gespräch und die gemeinsame Reflexion mit einer Vertrauensperson. Der bewusstere Umgang mit dem eigenen Verhalten – und manchmal steckt mehr dahinter.
Wenn Freizeitstress zu Schlafproblemen, Reizbarkeit, dauerhafter Anspannung oder Erschöpfung führt, wenn der Urlaub immer wieder in die Freizeiterkrankung (leisure sikness) führt, kann es sinnvoll sein professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
Beratungsziele in meiner Praxis
Ziel ist es, Ihr Verständnis und Ihr Bewusstsein für Ihre persönlichen Stressauslöser zu trainieren und problematische Lebensroutinen, unbewusstes Anspruchdenken und daraus resultierende Gewohnheiten zu verändern. Wenn Sie sich-selbst-verstärkenden-Dynamiken früher durchschauen, dann können Sie zukünftig schneller besser für sich selbst sorgen.
Nehmen Sie sich ernst, aber nicht zu schwer!
Damit Sie kleine und größere sommerliche Momente leichter und unbeschwert leben können.
Sie möchten Ihr individuelles Stressverhalten besser verstehen und Ihre persönlichen Stressoren gezielter ausbalancieren?